Wappen
So sieht es aus…
Das sagt der Heraldikatlas dazu…
Das Stammwappen zeigt in Silber ein achtspeichiges rotes Wagenrad. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken drei schwarze Nägel, die einen silbernen Igel tragen.
Und das sagt die Familie dazu…
Nach dem Wappen sind sie eines Stammes mit den von Jagow, sowie bei der Wappenähnlichkeit und gemeinsamer Herkunftsregion wahrscheinlich auch mit den uckermärkischen von Gloeden und den von Uchtenhagen.
Was aber haben nun die Jagows, Uchtenhagens und die Stülpnagels miteinander zu tun, und in welchem Zusammenhang steht das mit Taschenberg?
Es kann wohl davon ausgegangen werden, dass ein Ritter v. Jagow ein neues Lehn an- vertraut bekommen hat und sich nach diesem – wie damals üblich – auch benannt hatte: v. Stülpnagel. Die Urkunden belegen dies nicht, aber die Wappen!
Beide Familien führen auf silbernem Grund ein rotes Rad im Wappen. Es gibt verschie- dene Beispiele in der deutschen Heraldik, wo ein Ritter sich nach seinem neuen Lehn benennt, das ihm vertraute Wappen aber beibehalt oder nur wenig verändert.
Die Wappen der Jagows und der Stülpnagels waren ursprünglich identisch. Beide führen auf Silber das rote Rad. Auf dem Helm war zunachst auch bei beiden Familien ein Dachs in dessen Nacken zwei Stabe oder Pfeile steckten. Dieser Dachs finder sich auf Urkunden vom . September 1673 und 27. Februar 1693, die beide von Joachim Friedrich (Vü, 37) unterschrieben sind und von zwei verschiedenen Petschaften (Siegelstempel) stammen. Auf dem einen sind die Stabe im Nacken, auf dem anderen mehr auf dem Rücken. Auch die Jagows führen bis heute einen Dachs auf dem Helm, der zwei Lilienstabe im Nacken führt.
Nun ist der Dachs kein sehr typisches heraldisches Tier. Mit Sicherheit wird auf dem Helm ursprünglich ein Eber gestanden haben. Dieser wiederum wird mit kraftigen Stangen, die vom eine spitze Klinge hatten und „Saufedern“ genannt werden, gejagt. Aus dem Eber wurde im Laufe der Zeit ein Dachs und daraus – bei dem Geschlechr v. Stülpnagel – ein Igel entwickelt. Dies ist eine heraldische Verballhornung, wie sie im Wappenwesen sehr häufig zu finden ist. Weder wird der Igel mit Pfeilen gejagt noch der Dachs mit Saufedern. Und aus der dreizackigen Uradelskrone – die das Wappen des Geschlechts v. Jagow noch immer hat – wurden die drei Nägel, auf denen der Igel im Stülpnagelwappen steht; auch dies ist eine Verballhornung hin zu einem „sprechenden Wappen“. Es darf nicht vergessen werden, dass an Stelle der Unterschrift – und die meisten einfachen Adeligen des Mittelalters konnten weder lesen noch schreiben – eine Urkunde mit Hilfe des Siegels „unterfertigt“ wurde. Und diese recht kleinen Bildzeichen wurden im Laufe der Zeit fehl- und umgedeutet.
Aus heraldischer Sicht sind diese Ähnlichkeiten verblüffend; in Bezug auf das Rad ebenso wie auf die Helmzier (Eber – Dachs – Igel) und bezüglich der auch urkundlich belegbaren Zusammengehörigkeit der Geschlechter Jagow – Wreech sind die Gepflogenheiten, sich wohl nach dem neuen Lehn zu benennen, sein Wappen aber im Wesentlichen beizubehalten, schön zu belegen.
Die Familien Jagow, Wreech, Uchtenhagen und Stülpnagel sind wohl ganz ohne Zweifel eines Stammes, also stammverwandt. In Bereichen der Historiographie kann die Heraldik eben noch auf Entwicklungen hinweisen, wo Urkunden (noch) schweigen.
Geht man also davon aus, dass im 12. und 13. Jahrhundert so wie beschrieben mit den Wappen umgegangen wurde, könnte man nun auch westlich der Elbe nach einem Wappen suchen, das auf Rot ein silbernes Rad, und auf dem Helm entweder einen
Eber – Dachs – Igel trägt, oder – wie bei den Gloedens – einen Flug (Flügel). Der Sucher wird bei dem Geschlecht v. Rheden aus dem gleichnamigen Orte im Kreise Gronau fündig. In den zum Bistum Hildesheim gehörenden Ort wurde schon sehr früh gesiedelt. Die Stammreihe des Geschlechts beginnt mitTidericus de Rheden, der 1251 zuerst erscheint. Aber auch die Familie v. Oppershausen bei Celle führt in Silber ein rotes Rad…!
Wir können also anhand des Wappens und der sogenannten „Wappenwanderung“ in diesem Falle viel weiter in die Geschichte zurückschauen, als das Urkunden können. Unter Wappenwanderung wird das Phänomen verstanden, dass sich wohl die Namen nach den neuen Lehnsorten ändern, im Regelfall aber nicht die Wappen. Beim Radwappen unserer Familie ist das in besonders schöner Weise zu beobachten. Diese Wanderung geht in West-Ost Richtung: Von Rehden bei Gronau in Niedersachsen über Uchtenhagen in der Altmark (östlich Osterburg, nördlich von Stendal) in Sachsen-Anhalt nach Jagow in der Uckermark (westlich zwischen Prenzlau und Pasewalk) in Brandenburg bis hin nach Wrechow (Wrech) bei Königsberg in der Neumark (Orzechöw im heutigen Polen). Irgendwo und irgendwann hat ein Uchtenhagen oder – und das ist sehr viel wahrscheinlicher – ein Jagow seinen Namen verändert in „v. Stülpnagel“.